native canadians in there natural habitat

Vancouver Island _ 04.07.-28.07.2015

Am 04. Juli haben wir beschlossen die USA zu verlassen und erneut nach Kanada einzureisen. Wir waren etwas skeptisch, ob es wegen des Feiertages nun besonders voll oder im Gegenteil besonders leer am Grenzübergang sein würde. Wir hatten Glück. Es war nicht super voll und von dem viel fragenden (deutsche Kennzeichen, Versicherung, Finanzen, bisheriger Reiseverlauf, blablabla, also das übliche) Grenzbeamten wurden wir ohne Probleme wieder ins Land gelassen. Juhu! Kim und Nathan wir kommen. Die beiden wohnen mittlerweile auf Vancouver Island und auch auf die Fähre mussten wir zum Glück nicht lange warten. Mit Kim und Nathan sind wir ungefähr fünf Wochen in Mexiko unterwegs gewesen und seitdem ist Eddie schwer in ihren Bulli Marv verliebt und wir natürlich in Kim und Nathan. Es war großartig die beiden wiederzusehen. Wir durften bei Ihnen in der Auffahrt parken und uns in ihrem Häuschen ausbreiten. Fast wie zuhause. Wir konnten in Ruhe in einem schnellen Netz surfen und uns um wichtige Sachen, wie z.B. Rückflüge (unsere Rückkehr am 06. Oktober steht nun fest), kümmern.

Sehr abgefahren war das Licht am ersten Tag nach unserer Ankunft. Der Rauch der Waldbrände auf der Insel und dem nahegelegenen Festland – alle weit weg, daher keine Gefahr für uns – verdunkelten die Sonne so stark, dass alles gelblich wie auf einem alten Foto wirkte. Alle Fotos sind echt, da ist kein Sepia-Filter im Spiel.

Nathan hat Touri-Führer gespielt und uns Victoria gezeigt. Super, wenn das ein Einheimischer macht. Kimi musste da leider arbeiten. Einer muss ja Geld verdienen. 😉

Wir waren auch auf einem „VW Volksfest“. Hier drehte sich alles um deutsche Bullis, Golfs, Käfer etc. und es ist schon cool zu sehen, wenn in einem weit entfernten Land unsere Autos so geliebt werden.

Die beiden haben die lockersten Katzen die ich kenne. Zum Glück wissen die nämlich nicht, dass sie Katzen sind und man kann alles (ja, wirklich alles) mit ihnen machen, ohne eine Gewischt zu kriegen. Schmusen, Bauchkraulen, Rumschleppen… einfach alles. Armand (benannt nach Armand van Helden) fand ich ganz besonders gut und zusammen waren wir dann Carmand. Super, oder? J Armand My Friend!

Nachdem wir Kim und Nathan lange genug auf der Pelle gehockt sind und ihr Vermieter schon dachte, wir wollen da für immer bleiben, musste eine Abwechslung her.

Der Juan de Fuca Trail (JDFT) oder der West Coast Trail (WCT) standen zur Auswahl. Der JDFT ist ca. 45 km lang, kostet nichts und bietet viele Ausstiegsmöglichkeiten zurück in die Zivilisation. Der legendäre WCT ist 75 km lang, bietet neben Anfang und Ende nur eine Ausstiegsmöglichkeit (ungefähr in der Mitte) und man benötigt, wie sollte es auch anders sein, eine Permit. Und die hat es preislich in sich. Für Permit und zwei notwendige Fährüberfahrten kommt man pro Person auf ca. 160,- CAD. Das ist happig, aber wenigstens bekommt man noch ohne Reservierung (innerhalb von ein bis zwei Tagen) noch eine. Ach ja, der Shuttle, der einen dann wieder zum Trail-Anfang zurück bringen soll, schlägt dann mit weiteren 85,- CAD p.P. zu Buche. Teurer Spaß.

Die Entscheidung fällt uns nicht leicht. Schaffen wir es körperlich und wollen wir das Geld dafür ausgeben? Es sind eigentlich nur 75 Kilometer. Und uneigentlich? Muss man über unendliche viele Wurzeln und Baumstämme balancieren, durch mehr oder weniger Matsch waten, über große und größere Felsen kraxeln, lange und längere Leitern rauf und runter steigen, durch weichen und noch weicheren Sand stapfen, über rutschige Algenteppiche schliddern und das ganze mit Rucksack. Klingt verlockend, oder? Bei Sonnenschein lustig, bei Regen verdammt hart. Es gibt einfache Zeltplätze mit Plumpsklos entlang der Strecke und Bäche aus denen man Wasser bekommt, alles andere muss man mitschleppen. Bären und Berglöwe/Pumas gibt es, aber vor denen haben wir am wenigsten Schiss. Sehen würden wir einen Berglöwen gern. Der fehlt uns immer noch im Repertoire.

Zurück zur Überlegung…
Trauen wir uns? Kohle hin oder her. Genau, wenn man schon mal das ist…

Wir haben uns für das Abenteuer WEST COAST TRAIL entschieden.

An einem Samstag sind wir am Trail Office in Gordon River vorstellig geworden und konnten uns sogar aussuchen, ob wir noch am selben Tag mittags oder lieber am Sonntag morgen starten möchten. Kurz überlegt. Wir haben noch nicht alles final gepackt, also lieber am Sonntag. Die ca. einstündige und sehr hilfreiche Pflichteinweisung haben wir noch am Samstag hinter uns gebracht und konnten dann die restliche Zeit mit organisieren verbringen.

„Köstliche“ Trockennahrung hatten wir natürlich schon eingekauft, aber jedes Gramm im Rucksack will wohl überlegt sein. Leicht packen ist die Aufgabe. Damit haben wir den Samstagnachmittag verbracht. Kim hatte mir netterweise ihren Rucksack geliehen, Holger hat sich für unseren wasserdichten Seal-Line-Rucksack ohne Polster entschieden (er ist so /tough). Wenigsten ist Holgers Rucksack wasserdicht, während unser Billig-Sommerzelt in dieser Kategorie etwas zu wünschen übrig lässt. Wir drücken die Daumen, dass es hält.

Jeder Experte weiß, dass das natürlich auch der perfekte Trail ist, um meine neuen Wanderschuhe (sehr verspätetes Geburtstagsgeschenk J) einzuweihen. Ja, Scherz. Mir blieb trotzdem keine andere Wahl. Bei den alten hatte sich nach Jahren die Sohle aus der innigen Beziehung zum Rest des Schuhes gelöst. Augen zu und durch.

Sonntags um 8:45 Uhr bei strahlendem Sonnenschein ist es dann soweit. Mit der kleinen Fähre setzen wir über zum Trailhead. Mit von der Partie ca. neun fremde Männer, Holger und Carmen. Nach den obligatorischen Vorher-Fotos am Trailhead geht es gleich steil los. Es zeigt sich schnell, wer lieber gemütlich wandert und wer ein knackiges Tempo bevorzugt. Spreu vom Weizen und so. Im Tagesverlauf treffen wir immer wieder auf die selbe Dreiergruppe. Zufälligerweise landen wir – nach nur sechs „mickrigen“ km – auch an unserem ersten Zeltplatz Thrasher Cove nebeneinander. Zwei der – zu dem Zeitpunkt noch – Typen hatten Hängematten dabei und einer pennt im Zelt. Nur Hängematten? Müssen taffe/toughe Kanadier sein. 😉 Sympathisch waren sie uns da schon und wie sich im Laufe der Wanderung herausstellte, wurde daraus mehr.

@ Alex, Rob and Wes (in alphabetical order)
Thank you for the PTFU-fires, the Goin’Green charms, my so-in-love-with-drawings and the amazing time we had with you. We miss you and we hope to see you soon in good ol’ Germany. With or without the West Highland Way you are always welcome. Nobody told us there was a long weekend coming. We should have gone to the legendary cabin!

Zurück zum Trail. Nur sechs Kilometer am ersten Tag? Ja! Ich bin noch nie in meinem Leben über so viele Baumwurzeln gestiegen, gerutscht und gestolpert. Es hatte lange nicht geregnet und der Trail war knochentrocken. Sehr ungewöhnlich und daher einfacher als sonst. Wie ist es wohl wenn es matschig ist?

Man wünscht sich auf der einen Seite, dass es nicht regnet – klar, ist ja viel schöner – und auf der anderen Seite ist es nicht das echte WCT-Erlebnis. Überlege gut, was du dir wünscht.
Am zweiten Tag setzt prompt ein freundlicher Nieselregen ein.

Für die zweite Etappe kann man sich aussuchen, ob man am Strand durch Sand, über Algen und Felsbrocken kraxelt oder den eigentlichen Trail im Wald lang laufen möchte. Mit der Einschränkung, dass die Tidenzeiten für die Strandpassage mitspielen müssen. Die aktuellen Tidenzeiten und die benötigten Tiefstände bekommt man bei der Pflichteinweisung ausgehändigt. Verpasst man die, hat man ein richtiges Problem. Dann heißt es schwimmen oder umdrehen. Umdrehen könnte man überleben.

Wir wollten gern am Strand entlang laufen und hatten Glück. Bei uns war der Niedrigstand um 10:09 Uhr und bis dahin mussten wir am ca. zwei km entfernten Owen Point sein. Laut Ansage bei der Einweisung benötigt man für die rund vier Kilometer am Strand (Owen Point nach ca. zwei km) im Regelfall ungefähr vier Stunden. Früh aufstehen war angesagt. Da ich meine Fähigkeit mit Rucksack über kleine, mittlere und große Felsbrocken zu klettern nicht einschätzen konnte (woher auch, hab ich ja noch nie gemacht) wollten wir lieber auf Nummer sicher gehen und sind tatsächlich um 8:00 Uhr los.

Der erste Tag steckt schon etwas in den Gliedern, aber noch geht es gut. Es ist sogar ganz angenehm bei freundlichem Nieselregen diesen Abschnitt zu wandern. So brennt einem wenigstens nicht die Birne weg. Kraxeln, klettern, rutschen, balancieren irgendwie geht es.

Tag zwei haben wir nach ungefähr acht Km mit unserer ersten Cable-Car-Fahrt (eine Art Seilbahn mit Sitzkorb) über den Camper Creek freudestrahlend abgeschlossen. Ok, das Cable-Car hätten wir uns – aufgrund des sehr wenig Wasser führenden Baches – eigentlich sparen können, aber das ist ja witzlos. Also Leiter hoch, Cable-Car fahren und Leiter wieder runter.

Da wir sehr früh los sind und nicht jeder am Camper Creek nächtigen möchte, konnten wir uns unseren Lieblingsplatz aussuchen. Wir haben uns für eine schnuckelige Höhle im grünen Dickicht entschieden. Weise Entscheidung, fing es nachmittags noch richtig an zu regnen. Kein Problem für uns, das Zelt hält. Die körperliche Verfassung ist erstaunlich gut. Ok, auf meinen Muskelkater in den Oberschenkeln und dem Po gehe ich hier nicht weiter ein.

Tag drei ist bei uns unter dem Tag der Leitern in die Geschichte eingegangen. Es galt neun Km zu überwinden, gefühlte viereinhalb davon bestanden aus laaaangen Sprossenleiter mit variablen Sprossenabständen. Ja, ist übertrieben, aber wir reden hier schließlich von meinem Gefühl! Und das war nach Baumwurzeln und Felsbrocken doch stark getrübt. Der Trail verlief diesmal ununterbrochen im Wald und zum Glück hatte es aufgehört zu regnen. Einige Brücken und Bäume galt es auch zu überwinden, aber irgendwann hatten wir auch diese Etappe gemeistert.

Die Belohnung war unser traumhaft schöner Platz am Walbran Creek mit Blick nach rechts auf das glasklare „Schwimmbecken“ des aufgestauten Bachs und nach links auf das offene Meer. Nach einem reinigenden Bad (nach drei Tagen wandern ein echtes Highlight) hatten wir das beste Fernsehprogramm ever. Links Wale über Wale und rechts einen Weißkopfseeadler zum sattsehen. Atemberaubend. Da weiß man ganz genau, warum man so einen Trail wandert. Zwischendurch gab es natürlich auch immer mal andere menschliche Badegäste mit ihren lustigen Waschritualen zu beobachten. Wohlgemerkt ist das auch der aufgestaute Bach, aus dem unser Trinkwasser kam. Ich möchte nicht weiter darüber nachdenken.

Hatte ich schon erwähnt, dass unsere super UV-Lampe zur Wassersterilisation bereits am ersten Tag den Geist aufgegeben hatte und wir von da an alles Wasser abkochen mussten? Selbstredend hatten wir dafür kein extra Campingbenzin mitgenommen. Zwei Tage hat die UV-Lampe beim Half Dome Hike gehalten und am dritten Tag gibt die Batterie den Geist auf? Was ist das denn für ein Mist! Die Jungs (kurz für Alex, Rob und Wes) haben uns netterweise ihren Katadyn-Wasserfiltersack mitbenutzen lassen und am Ende (weiß man auch erst dann) hätten wir wahrscheinlich doch genug Benzin dabei gehabt.

Tag vier war der Tag von Chez Monique. Der WCT passiert mehrere First Nation Reservate und in einem dieser kleinen Teilstücke verkauft Monique Burger. Frische Nahrung. Welch eine Verlockung. Leider stellte sich die Verlockung als herbe Enttäuschung heraus. Der ganze Laden war skurril bis gruselig und das Essen völlig überteuert. Während wir warteten um unsere Bestellung (ein Cheese Burger mit einer Miniportion Krautsalat unglaubliche 22,- CAD) abgeben zu können, durften wir mit ansehen und hören wie Monique 1 mit permanent laufender Nase Monique 2 vor allen Leuten zur Schnecke machte. Fuck war dabei ihr Lieblingswort. Monique 1 war für die Burger-Fertigstellung zuständig und wischte sich ständig mit der Hand die Nase ab, um sie dann in die Hose zu schmieren und anschließend wieder mit den Burger zu hantieren. Monique 2 hatte Herpes und war für die Bestellungsannahme und das Servieren zuständig. Lecker, das kann ja nur gut werden. Als dann das sehr teure Mahl vor uns stand und wir mutig in den Burger bissen, durften wir feststellen, dass das Brötchen eiskalt war. War teuer, also runter damit. Bis heute warten wir auf unser Gruppenherpes. 😉

Außer Chez Monique gab es rund 12 Km zu überstehen. Teilweise ging es am Strand entlang und teilweise im Wald und auch einen kleinen Abstecher zum Carmanah Lighthouse war noch drin. Abwechslungsreich uns schön. Endstation war am Cribs Creek.

Hier liefen so gut wie alle (aus beiden Richtungen) auf, da es auf den nächsten 16 km wegen der langen Trockenheit kein Wasser in den Bächen geben sollte.
Unser Platz war super, die Jungs waren mal wieder neben uns und es gab ein großes Lagerfeuer. Überall in BC ist absoluter Feuerbann, außer auf dem WCT in der sogenannten Fog-Zone am Strand. Was für ein Glück!
Man konnte Robben beim Bodysurfen beobachten und das Wasser bei steigender Flut über die Felsen schwappen sehen. Yeah.

Wie schon angekündigt waren für den fünften Tag 16 Km vorgesehen. Ein langer Tag wirft seinen Schatten voraus und wieder ging es früh los.
Wo es möglich ist, wählen wir den Strand. Es gibt immer wieder Hindernisse (z.B. surge channels/Wasserabläufe) zu überwinden und manchmal ist er ganz unpassierbar. Dann heißt es zurück in den Wald. Den ersten Stopp legen wir an der Fähre in Nitnat ein. Hier gibt es auch wieder Essen, diesmal Seafood. Der Laden sah 1.000x besser aus als Chez Monique. Sauberer, freundlicher und, laut Aussage aller die dort gegessen haben, war es viel und lecker. Wir hatten unser Taschengeld leider schon bei Monique verprasst und zogen mit hungrigen Augen weiter. Nach einem längeren Waldstück ging es zurück an den Strand und von da an sind wir nur noch staunend vorangekommen. Wale und noch mehr Wale prusteten, tauchten und planschten nah, fern und die ganze Küste entlang. Seeotter hingen gemütlich im Wasser, so ca. 30 – 50 Meter vor der Küste ab und auch ein Weißkopfseeadler thronte herrschaftlich auf einem Felsen.

Wie gern hätte ich jetzt die große Kamera dabei gehabt. 90% vom Trail war ich froh, sie nicht schleppen zu müssen und in den restlichen 10% war ich schon sehr unglücklich. Wir hatten nur die GoPro dabei, die gute Filme macht nur leider für Fotos eher ungeeignet ist. Kein Zoom, kein Blitz. Für die kleine Hand-Canon haben wir leider die SD-Karte verloren und bis jetzt noch keinen brauchbaren Ersatz finden können. Die ist so alt, dass sie nur SD-Karten mit wenig Speicher verkraften kann und die gibt es heutzutage nicht mehr so einfach. Unter 8GB gibt es hier nichts. Vielleicht bekommen wir ja noch Fotos unserer Mit-Hiker zur Verfügung gestellt.

Irgendwann sind wir nach dem ganzen Staunen tatsächlich am Tsusiat Fall und somit unserem Tagesziel angekommen. Der Wasserfall führte zwar nur wenig Wasser, aber für eine knackig frische Dusche hat es noch gereicht. Nach Tag fünf eine echte Wohltat.

Ich bin in meinem jugendlichen Leichtsinn davon ausgegangen, dass die Leute sich das frische Wasser aus dem Wasserfall abzapfen. Pustekuchen. Später wurde uns berichtet, dass tatsächlich einige das Wasser auf dem Becken davor abzapfen, wo sich jeder inkl. seiner Wäsche gewaschen hat. Lecker. Wieder ein Punkt für den Katadyn-Wassersack der Jungs. Filter-Pumpsytem brauchen immer eine Ansaugstelle.

Unser Platz war spitze, die Jungs wieder neben uns, das Lagerfeuer groß an das sich mittlerweile auch Wiebke und Carpo (ich hoffe das ist so richtig, bitte entschuldigt, falls nicht) gesellten.

Nachts setzte dann leider wieder Regen ein und diesmal hat unser Sommer-Zelt nicht standgehalten. An zwei Ecken ist an den Nähten Wasser ins Zelt gelaufen. Doof.

Bei Regen aufstehen, bei Regen packen, bei Regen wandern. Stark.

Für die letzten zwei Tage standen jeweils 12 Km auf dem Plan. Die Passagen im Wald verwandelten sich schon nach dieser kurzen Zeit in viel rutschigere Angelegenheiten und es ist schön, dieses Erlebnis gehabt zu haben und noch schöner ist es, wenn man es hinter sich hat. Meine neuen Schuhe wurden dreckig!

Hinzu kam ohne ersichtlichen Grund, dass ich rechts einen Klumpfuss bekommen habe. Schmerzhaft, dick geschwollen von Mitte des Schienbeins bis zu den Zehen und verdammt druckempfindlich. Es sah aus, als ob ich ganz viel Wasser in meinem Fuß horte. Aber nur rechts? Bis heute weiß ich nicht, was der Auslöser war. Ja, ich bin einmal auf einer Leiter nach vorn abgerutscht und mit dem Schienbein aufgedonnert und das allein kann es nicht gewesen sein. An Tag sechs hat es verdammt weh getan und ich konnte keine unkontrollierten Schritte machen, was super auf rutschigen Felsen am Strand oder matschigen Wurzeln im Wald geht. Nicht! Mit Tippelschritten und viel Gestöhne, Holger ganz tapfer hinter mir, haben wir es dann doch noch zu unserer vorletzten Station geschafft. Holger ist vor lauter langsam gehen auch prompt von einem Felsen abgeglischt und halbseitig ins Wasser geplumpst. Das hat man davon, wenn die Frau so langsam vor einem herum watschelt. Ich sag nur: Wasserdichter Sealline-Rucksack! An dem Tag waren viele neidisch auf Holgers Backpack.

Als mittags der Regen endlich nachließ, entschlossen sich auch die Jungs noch die letzte Nacht mit uns am Michigan Creek zu verbringen. Sie hatten zwischenzeitlich überlegt, die letzte Etappe noch anzuhängen. Hängematten sind nicht immer von Vorteil. Just saying.

Mit einem riesigen Lagerfeuer wurde getrocknet was zu trocknen geht und die letzten Essensrationen wurden geschwisterlich geteilt. Holgers Schuhe haben die Schock-Trockung leider nicht unbeschadet überstanden. Hier hatte sich nun das Leder von der Sohle zurückgezogen. Und ich hab’s ihm noch gesagt. Hihihi. Meine Theorie: Er wollte auch neue Schuhe.

Tag sieben fing mit Robs Geburtstag an. Ich hatte mir einen meiner – natürlich abgepackten – Brownies aufgespart und tatsächlich just an dem Morgen neben unserem Zelt ein Teelicht gefunden. Brownie + Teelicht + Ständchen = Happy Birthday!

Dafür, dass wir Rob vor dem WCT noch nicht einmal kannten, haben wir das gut hinbekommen.

Unsere letzte Etappe war die Leichteste und das nicht nur, weil die Rucksäcke weniger wogen. Die 12 Km flogen nur so dahin. Mein Bein war zwar nicht dünner, aber es hat zum Glück nicht mehr so weh getan. Der Weg war so einfach, dass ich die Schuhe nur ganz locker bis gar nicht zubinden musste und das half sehr.

Schmutzig, stinkig und glücklich haben wir das Ende vom West Coast Trail erreicht.

Wir haben 7 Tage / 6 Nächte in der kanadischen „Wildnis“ überlebt.

Jetzt heißt es nur noch Permit abgeben und auf den Shuttle warten. Währenddessen relaxen.

Der Shuttle schafft den Weg zurück in viereinhalb Stunden. Angeber.
Eddie hatten wir auf einem Bezahl-Parkplatz abgestellt und waren sehr froh, dass er die Trennung unversehrt überstanden hat.

Eine weitere frohe Botschaft hing an unserer Windschutzscheibe. Kim und Nathan haben den Weg nach Gorden River auf sich genommen um mit uns dort zu campen. Frische Lebensmittel haben sie auch mitgebracht. Das sind Freunde, oder?

Bevor wir das allerdings ausgiebig genießen konnten, Stand noch ein Geburtstagstrunk im benachbarten Pub in Port Renfrew mit den Jungs an. Wohlgemerkt, bis jetzt noch ohne Dusche. Es ist zum Glück nicht ausgeartet, da die Jungs noch zurück nach North Vancouver wollten, was ein gutes Stück zu fahren und auch noch eine Fährüberfahrt bedeutet.

Nachdem wir Kim und Nathan von unserer unbeschadeten Rückkehr berichten hatten, haben wir es nicht mehr ausgehalten. Eine Dusche musste her. Und hierfür liebe ich die Möglichkeit in Eddie warm zu duschen. Es ist eng und mit einem gewissen Aufwand verbunden, aber möglich. Frisch gewaschen sind wir hundemüde in unser kuschelig weiches Bett gekrochen und ohne Zögern eingeschlummert.

Fazit: Wer es sich leisten kann und körperlich in guter Verfassung ist, sollte diesen Trail machen. Einsam ist es in der Hochsaison nicht, aber trotzdem wild. Es gibt so viele atemberaubende Sachen zu sehen und Momente zu erleben, einfach wow! Für uns war die Entscheidung für den WCT goldrichtig. Die Messlatte für zukünftige Hikes hängt hoch.

Nach entspannenden Sortier- und Erholungstagen mit Kim und Nathan am Strand ging es noch einmal zurück nach Sooke. Hier gibt es die beste Laundry unserer Reise. Das Internet ist schnell, es gehört ein gutes Café dazu und alles ist sauber. Sogar die Wäsche wird sauber.

Wenn schon in Sooke, halten wir natürlich auch noch mal bei meinem Freund Armand und haben ganz nebenbei noch ein leckeres Abend- und Abschiedsessen mit Kim und Nathan.

@ Kim + Nathan: Thank you for everything. Don’t let us wait too long till you come over. Promise! Marv 4 ever!

Auf dem Weg zur Fähre (Nanaimo > Horseshoe Bay) halten wir noch mal bei Dr. Björn’s Auto und erkundigen uns, ob Nathan immer schön fleißig arbeitet. Hahaha. Björn ist Deutscher und vertreibt VW Bulli Teile und importiert deutsche Autos, um sie auf Pflanzenöl umzurüsten. Demnächst vertreibt er wohl auch Reimo Ersatzteile. Das hätte selbst uns Mercedes-Fahrern schon so manches Mal aus der Patsche helfen können.
www.VanagonWestfaliaParts.com
Von seiner Frau Gabriele haben wir den super Tipp von einem richtig guten Bäcker in Cowichen Bay bekommen. Der ist natürlich auch Deutscher und weiß wie Brot sein muss, damit es den Namen Brot verdient. Es war köstlich!

Das war der letzte Stopp auf Vancouver Island und dann ging es mit der Fähre zurück auf’s Festland. In North Vancouver wartet schon eins der härtesten Abenteuer – Bier trinken mit den Jungs – auf uns.

Jetzt sind wir schon fast wieder in der Gegenwart angekommen und unser nächster Bericht wird voraussichtlich etwas auf sich warten lassen. Bis bald ihr Lieben.

5 Gedanken zu „native canadians in there natural habitat“

  1. Immer diese Belestigungen zu späer Stunde… Wer hat denn als normal lebender Mensch soooo viel Zeit, ständig diese tollen Reiaeberichte zu lesen…?
    Ihr Süsen! Wir vermissen Euch! Tüscher von Volker&Dirk

  2. Vielen Dank für die Berichte und die Fotos.
    Macht Spaß.
    H+W bekommen dadurch auch wieder mehr zum lesen und schauen.
    Alles Liebe meine Moglis.

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